Ist Gott ein Fußballfan? Und wenn ja, zu welcher Mannschaft hält er? Wie geht er mit all den Gebeten um, die ihn derzeit rund um die Fußball-Europameisterschaft millionenfach erreichen. Gebete von Menschen, die für den Sieg ihrer Mannschaft beten, für ein Tor danken oder kurz vor dem 11-Meter ein Stoßgebet zum Himmel schicken.
Ich habe diese Fragen in vielen Spielpausen mit Freunden diskutiert. Manche glauben, Gott interessiert sich nicht für Fußball, er habe Wichtigeres zu tun. Andere meinen, dass ihm das Spiel egal ist, er sich aber über die Spielfreude „seiner Kinder“ freut. Und wieder andere denken, mit Gott sei es so wie mit Eltern, die bei jedem Match ihrer Kinder am Rand des Spielfelds stehen und sichergehen wollen, dass es fair zugeht. Und wenn die Kinder in unterschiedlichen Mannschaften spielen, halten sie eben zu beiden.
Wie Gott tatsächlich zu Fußball steht, ob er Sport mag oder Orgelkonzerte vorzieht, weiß ich nicht – ich werde es ihn bei Gelegenheit fragen. Hinter den Überlegungen steckt aber auch die Frage danach, wie Gott grundsätzlich mit unseren Gebeten umgeht. In der Bibel steht im Jakobus-Brief: „Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist.“
Was vermag das Gebet? Lässt sich Gott durch unsere Gebete beeinflussen? Habe ich nicht genug gebetet, wenn meine Bitten nicht erfüllt werden? Ändert sich der Lauf der Geschichte, der Lauf eines Fußballabends, wenn ich bete? Und hängt gar das Schicksal anderer davon ab, dass ich (für sie) bete?
Ich persönlich glaube fest an die Wirkung von Gebeten. Ich glaube, dass Gebete mich und die Welt verändern können, aber sie sind keine Wunschmaschinen. Und Gott kein Erfüllungsgehilfe unserer Wunschvorstellungen.
Selbst in der Bibel wurden viele Gebete nicht erhört. Jesus betete vergeblich um Rettung, Paulus vergeblich um Heilung. Trotzdem waren ihre Gebete nicht vergeblich. Welche Kraft ging vom Gekreuzigten aus, welche Wirkung vom schwachen Paulus!
Ich glaube, dass Gott all unsere Gebete hört. Sie müssen dazu nicht in feste Formeln gepresst sein und brauchen auch nicht unbedingt gefaltete Hände. Sie können laut sein oder stumm. Sie können bewusst stattfinden oder unbewusst. Jedes einzelne Wort, jeden Gedanken, jedes Seufzen, jede Träne und jedes Lachen hört und sieht Gott. Und er reagiert darauf. Er antwortet. Nur eben manchmal anders als wir erwarten.
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