Selten aber doch fallen Valentinstag und Aschermittwoch auf ein und denselben Tag. Am Mittwoch war es wieder einmal soweit: Liebe und Sünde, Leidenschaft und Askese, Glück und Leid trafen aufeinander. Und bei mir drängte sich die Frage auf, die Zarah Leander schon vor über 80 Jahren besang: Kann denn Liebe Sünde sein?
Die Kirche hat diese Frage leider viel zu lange Zeit mit „ja“ beantwortet. Viel zu oft hat sie Liebe und Sünde in einen Topf geworfen: Liebe ohne Trauschein, Liebe in zweiter Ehe, Liebe unter gleichgeschlechtlichen Paaren...
Die Verquickung von Liebe und Sünde lesen viele schon aus den ersten Seiten der Bibel heraus. Da wird von Eva erzählt, die den armen Adam dazu verführt, von der verbotenen Frucht zu kosten. Auch wenn das Wort Sünde in der ganzen Erzählung vom Paradies nicht einziges Mal vorkommt, war für die Kirchenväter klar: Eva und ihr verführerisches Liebeswerben sind schuld am sogenannten Sündenfall. Und von da an gehörten Weiblichkeit, Verführung und Sünde für viele Jahrhunderte untrennbar zusammen.
Bei Jesus selbst war von solch einer Abwertung der Frau und der Fixierung auf die Sexualität als Sünde fremd.
Ich denke nur an die Geschichte, als eine unbekannte Sünderin ihm mitten bei einem Gastmahl nahekommt, seine Füße berührt, sie küsst und mit ihren Tränen benetzt. Wie sie ihm mit ihrem offenen Haar die Füße trocknet, bevor sie sie mit teuren, duftenden Ölen salbt. Jesus lässt es geschehen, genießt den zärtlichen Respekt der Frau und sagt dann auch noch: „Dir sind deine Sünden vergeben, weil du so viel Liebe gezeigt hast.“
„Liebe kann nicht Sünde sein“, resümiert Zarah Leander in ihrem Lied und vermutlich würde Jesus ihr Recht geben. Der Text zum Lied stammt übrigens
von Bruno Balz, einem Mann, der selbst Opfer derer wurde, die eine gewisse Form der Liebe mit Sünde gleichsetzten. Balz war homosexuell und wurde deshalb von den Nazis verfolgt, eingesperrt und gefoltert. Er überlebte nur, weil er wegen seiner Liedertexte unentbehrlich fürs Regime war. Einer seiner Hits hieß: „Ich weiß, es wird einmal ein Wunder geschehen“. Gemeinsam mit Balz hoffe ich auf das Wunder, dass einmal alle Welt erkennen wird: Liebe kann nicht Sünde sein!
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