Die Bescherung gehört zu Weihnachten wie das Amen zum Gebet. Die meisten von uns werden also in den nächsten vier Wochen um das Thema Geschenke nicht herumkommen. Ich persönlich habe ein gespaltenes Verhältnis zu Geschenken.
Natürlich liebe ich es, die Wunschzettel meiner Kinder abzuarbeiten und Dinge zu verpacken, die sie sich schon lange wünschen. Oder Dinge, mit denen sie gar nicht rechnen. Und ich freue mich schon jetzt auf die leuchtenden Augen am 24. Dezember. Bei den Kindern ist das Schenken noch recht leicht.
Bei meinem Mann wird es schon schwieriger. Was schenkt man jemandem, der sich nichts wünscht und zufrieden ist mit dem, was er hat? Parfüm – verwendet er nicht. Socken – verwendet er, aber... naja. Gutschein – ich fürchte da sind noch einige offen... An dieser Stelle fängt mein Verhältnis zu Geschenken an, zu kriseln.
Unpersönliche Geschenke, die aus der Not geboren werden, weil man an bestimmten Terminen eben Zwangsabgaben entrichten muss, machen wenig Freude. Weder den Schenkenden, noch den Beschenkten. Ich erinnere mich da an eine unangenehme Situation. Es fing schon beim Auspacken an. „Soll ich jetzt oder lieber später?“ „Ganz egal, ist nur was kleines“, „Was ist es denn? Eine... Vase?“ „Ein Rotwein Dekanter.“ „Ah, hübsch... etwas – naja - ausladend. Sollen wir ihn ausprobieren?“ „Danke, nein. Ich trinke keinen Rotwein.“ „Ah, ich auch nicht....“
Der Dekanter hat nicht sehr lange bei mir gelebt. Er ist jetzt bei jemandem, der Rotwein trinkt und sich darüber tatsächlich freut. Und das ist vielleicht das Schwerste am Schenken. Sich so in andere hineinzuversetzen, dass sich das Gegenüber freut.
Vielleicht hilft es, einen Schritt zurückzutreten und sich zu fragen, warum man überhaupt schenkt. „Weil es dazugehört“ ist keine hilfreiche Antwort. Vielleicht, weil man jemanden liebhat? Jemandem eine Freude bereiten will? Jemandem dankbar ist? Dann sagen manchmal 1000 Worte mehr, als ein Gutschein. Ich selbst freue mich über die beigelegten Weihnachtskarten meistens mehr, als über das eigentliche Geschenk. Weil sie etwas enthalten, das wir alle brauchen und uns gut tut: Wertschätzung.
Deshalb bekommt mein Mann heuer ein Glas mit 52 lieben Worten und Komplimenten. Für jede Woche eins.
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