Es gibt in meinem Beruf Momente, da stehen mir die Tränen in den Augen. Vor Rührung! Bei Hochzeiten ist das regelmäßig der Fall. Wenn die Glocken läuten, die Musik einsetzt und die Braut in der Kirchentür erscheint. Wenn der Bräutigam selbst mit den Tränen kämpft und seine Braut anstrahlt, als sähe er sie zum ersten Mal. Wenn die beiden sich versprechen, beieinander zu bleiben – komme was mag. Und wenn das frisch getraute Paar Gottes Segen empfängt und für uns alle spürbar wird: Hier geschieht etwas ganz Besonderes!
Ich liebe kirchliche Hochzeiten, egal ob die in einer Kirche stattfinden, auf einem Schiff, in einem Schloss oder auf einer Blumenwiese. Was den Unterschied zu einer standesamtlichen oder einer sogenannten freien Trauung ausmacht, ist der Segen.
Bei einer kirchlichen Hochzeit machen wir uns bewusst, dass nicht alles in unserer Hand liegt. Dass die Liebe nicht unser Verdienst ist und wir für das Gelingen einer Beziehung nicht allein verantwortlich sind. Die Liebe ist ein Geschenk und für dieses Geschenk wird im Traugottesdienst einmal ganz explizit Danke gesagt. Die Liebe braucht Zuspruch und Segen. In diesem Segen schwingt Gottes Versprechen mit, das Paar auf ihrem Weg nicht allein zu lassen und es in schweren Situationen zu tragen und zu stärken.
Leider ist die Zahl der kirchlichen Hochzeiten in den vergangenen Jahrzehnten kontinuierlich gesunken. Vielen Jüngeren fehlt der Bezug zu Kirche. Manche glauben, eine kirchliche Trauung müsse wie im Film mit einem teuren Fest, großer Garderobe und vielen Gästen einhergehen. Wieder andere wissen nicht, dass zumindest in der evangelischen Kirche Wiederverheiratung möglich ist und anderen hat Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht.
In Deutschland bietet die evangelische Kirche daher seit kurzem sogenannte „Pop-up-Hochzeiten“ für alle, die keine Lust auf lange Planung und ein teures Fest haben, sondern es lieber zwanglos und spontan mögen. Erst gestern fand in Köln so ein Hochzeitsfestival statt. 30 Pfarrerinnen und Pfarrer haben etlichen heiratswilligen Paaren ihren persönlichen Trausegen zugesprochen – in der Kirche oder unter einem Lampion-geschmückten Baum.
Ich selbst habe übrigens in einem gewöhnlichen Sonntagsgottesdienst geheiratet. Es war der schönste meines Lebens.
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