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Kein Vorsatz ohne Nachsatz

Gehören Sie auch zu jenen, die in der Silvesternacht feierlich gelobt haben, was sie ab morgen tun oder lassen wollen? Mehr Sport, weniger Alkohol, mehr Gemüse, weniger Fett, mehr Zeit für Kinder und Hobbys, weniger Arbeit... Viele dieser guten Vorsätze sind jetzt, vier Wochen später, schon längst gebrochen; die erste „Niederlage“, der erste Frust im Jahr 2024 waren also beinahe vorprogrammiert.

 

Ich bin kein großer Fan von guten Vorsätzen zum Neujahr. Gute Vorsätze implizieren, dass der jetzige Zustand nicht „optimal“ ist. Dass das Leben, wie es ist, optimiert werden muss. Natürlich spricht überhaupt nichts dagegen, etwas für sich selbst zu tun! Etwas aufzuhören, was nicht gut tut oder etwas zu beginnen, was man schon immer tun wollte.

Aber in den seltensten Fällen sind äußere Eckdaten, wie ein Jahreswechsel, die richtige Motivation dafür. Ein altes Sprichwort besagt, der Weg zur Hölle sei mit guten Vorsätzen gepflastert. Nämlich dann, wenn Vorsätze nicht zu mir und meinem Leben passen, wenn sie nicht aus echter Überzeugung gefasst werden, sondern eher, um einem Ideal zu entsprechen. Dann quäle ich mich mit diesen Vorsätzen herum und mache mir damit das Leben selbst zur Hölle.

 

Zu guten Vorsätzen gehören immer auch gute „Nachsätze“.

Damit meine ich, dass man zunächst einen liebevollen Blick zurückwirft und nachspürt, was im vergangenen Jahr gut war. Was man gerne bewahren möchte und worauf man aufbauen kann.

So lese ich auch den Rat, den Jesus im Lukasevangelium bereithält, wenn er sagt: Wer einen Turm bauen will, soll sich zuvor hinsetzen, die Kosten überschlagen und überlegen, ob er genug Ressourcen hat, um das Vorhaben zu Ende zu führen. Damit er später nicht auf halber Strecke aufgeben muss und die Menschen über ihn lachen. (nach Lukas 14, 28f).

 

Ein guter Vorsatz braucht einen guten Nachsatz, eine Bilanz über das Vergangene, das ja seine Spuren hinterlassen hat. Ein guter Vorsatz muss die eigenen Ressourcen im Blick haben, dann kann dieser Vorsatz auch gelingen. Und dafür braucht es kein magisches Datum wie den 1. Jänner. Für den ersten Schritt zu einem realistischen Ziel ist jeder Tag ein guter Tag.



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